Sturm „Sabine“ bescherte Feuerwehr neuen Einsatzrekord
Als Vorsitzender des Feuerwehrvereins eröffnete Andreas Bittner die Versammlung mit der Begrüßung der Ehrengäste mit Landrat Herbert Eckstein an der Spitze und der Totenehrung. Sein Rückblick auf das Vereinsjahr fiel aufgrund der Ausnahmesituation 2020 eher kurz aus: Alle Wegzüge, Austritte und Todesfälle summierend hat der Feuerwehrverein bei 17 Neumitgliedern im gleichen Zeitraum insgesamt weniger Mitglieder mit derzeit 319 Vereinsmitglieder. Eine außerordentliche Versammlung, um eine Satzungsänderung mit Eintrag ins Vereinsregister zu beschließen blieb leider die einzige größere Vereinsveranstaltung im letzten Jahr.
Wesentlich ausführlicher war der Bericht über das Einsatzjahr durch Christian Mederer, der nach elf Jahren als 1.Kommandant seit wenigen Wochen einen neuen Wirkungskreis als neugewählter Kreisbrandrat im gesamten Landkreis Roth hat. Erfreulich, so Mederer, war der Zuwachs an Aktiven: Insgesamt acht Neuzugänge und vier ehemalige Jugendfeuerwehrler ergänzen inzwischen die auf 99 Aktive angewachsene Wehrmannschaft, darunter auch 22 aktive Feuerwehrfrauen. Auf diese große Aktivenzahl wartete in 2020 ein neuer Einsatzrekord mit 235 Alarmierungen - im Vorjahr waren es „lediglich“ 175 Einsätze gewesen.
Mehr als 80% der Alarme bei „Technischer Hilfeleistung“
Über 80 % aller Einsätze fielen letztes Jahr in den Bereich „Technische Hilfeleistung“ mit insgesamt 193 Alarmierungen. „Schuld“ daran war besonders im Februar 2020 Sturmtief „Sabine“, das die Feuerwehr mit etlichen Hilfeeinsätzen ganztägig beschäftigte. Mit 32 Brandeinsätzen gab es im Vergleich zum Vorjahr weniger Einsätze in diesem Bereich und auch im Sektor „Gefahrenstoffe“ gab es einen Rückgang der Alarmzahl. Seit 2018 sei damit die jährliche Einsatzzahl konstant gestiegen und zurückgerechnet bis 2011 ergeben sich für die Wendelsteiner Feuerwehr für die letzten zehn Jahre damit mehr als 1400 Einsätze als Einsatzbilanz.
Vierstellig war auch die Zahl der Einsatzstunden im letzten Jahr, denn insgesamt war die Feuerwehr 4350 Stunden dafür gefordert. Und die Aufschlüsselung nach Einsatzzeiten zeigte: 73 % aller Einsätze im letzten Jahr waren tagsüber, weshalb es umso wichtiger sei und bleibe, dass die Aktiven in Rücksprache mit ihren Arbeitgebern auch tagsüber im Alarmfall ausrücken können. Je nach aktueller Gesundheitslage konnten in 2020 wenigstens 24 Übungen und Belehrungen stattfinden - deren Zahl lag sonst immer bei knapp 70 - und eine Neuerung waren „digitale Belehrungen“ in Form von Lehrvideos, die zu Ausbildungsthemen erstellt wurden.
Etliche neue Geräte für die Technische Hilfeleistung
Geräteneuanschaffungen in der Wehr gab es für die technische Hilfeleistung, für Brandeinsätze (Waldbrandausrüstung) und für die Personenrettung. Eine wertvolle personelle Ergänzung sind zudem die beiden hauptamtlichen Gerätewarte zur Unterstützung und Entlastung der ehrenamtlichen Aktiven. Corona hat auch anderweitig Spuren hinterlassen, denn es konnte nur ein Truppmannlehrgang abgehalten werden, zwei Fachlehrgänge und nur drei Aktive absolvierten Lehrgänge an den staatlichen Feuerwehrschulen. Personell stark, aber ebenso ausbildungsmäßig „reduziert“ verlief das Veranstaltungsjahr bei der Jugendfeuerwehr.
Von insgesamt 43 Jugendfeuerwehrlern der Gesamtjugendwehr sind 20 in Wendelstein aktiv und zwischen zwei und zehn jeweils in den Ortswehren Groß- und Kleinschwarzenlohe, Raubersried Röthenbach bei St.Wolfgang und Sperberslohe. Die einzige Prüfung war der „Wissenstest“ - in digitaler Form - und bis auf wenige gemeinsame Übungen fanden die Belehrungen „online“ statt. Als zusätzliche Idee gab es eine Kindermalaktion mit Preisen für die Teilnehmer und alle Bilder wurden anschließend an die örtlichen Seniorenheime weitergeleitet, um dort den Bewohnerinnen und Bewohnern eine besondere Freude zu machen.
Der „harte Kern vom Berg“ und die „Entwicklungshilfe vom Plärrer“
Den Vereinsehrungen waren die Grußworte der Ehrengäste vorangestellt: Als „Mitzuehrender“ für 50 Jahre Vereinstreue erinnerte sich Landrat Herbert Eckstein an seine eigene aktive Zeit in der Löschabteilung „Berg“ von der Siedlung am Kanal. „Für uns 16jährige war es in dieser Zeit eine große Ehre, die erwachsenen Feuerwehrkameraden duzen zu dürfen“ nannte er als einen der prägenden Werte von damals, was die Kameradschaft in der Feuerwehr bedeutet habe. Und diese Werte sind bis heute der beste „Kitt“ für die erfolgreiche Arbeit einer Feuerwehr. Die Zahlen zu den vielen Einsätzen tagsüber zeigten, dass die Zusammenarbeit der Feuerwehren über einem Vergleich stehen sollten, wer mehr Einsätze habe und erfolgreicher ist.
Wie auch 1.Bürgermeister Werner Langhans dankte der Landrat Christian Mederer für dessen erfolgreiches Wirken in der Gemeinde für alle Feuerwehren und wünschte der neuen örtlichen Feuerwehrführung mit Stephan Ebeling, Jörg Felßner und Mario Wagner alles Gute für deren neue verantwortliche Tätigkeit. Der aktive Feuerwehrdienst, so Langhans, sei ideal, um prägende gesellschaftliche Werte zu erfahren. Ein weiterer Beleg dafür seien die anstehenden Ehrungen: Wer heute so lange wie etwa 50 oder 60 Jahre seiner Feuerwehr die Treue halte, wisse um den Wert von Ideen von Kameradschaft und uneigennützige Hilfe für den Nächsten.
Ehrungen für bis zu 60 Jahre Mitgliedschaft
Die Ehrungen für langjährige Vereinstreue galten Mitgliedern für deren 25jährige bis hin zur 60jährigen Zugehörigkeit, wobei nicht alle persönlich zur Auszeichnung kommen konnten: Eine Treuenadel mit Urkunde und Präsent für 25 Jahre Mitgliedschaft im Feuerwehrverein erhielten diesmal Martina Bengsch, Stefan Aurbach, Harald Bögner, Jürgen Kilian, Ludger Kniesburges und Martin Löhlein. Für 40 jährige Vereinstreue wurden Werner Diebel, Wolfgang Gärtner, Markus Gurnig, Karl-Peter Hürner, Uwe Löhlein, Joachim Mietsam, Georg Reitinger sen., Karl Sperner und Gerhard Stadler geehrt.
Für stolze 50 Jahre Mitgliedschaft erhielten als langjähriger „harter Kern vom Berg“ Landrat Herbert Eckstein, Günther und Werner Neswadba sowie als damalige „Entwicklungshelfer von der Löschgruppe Plärrer“ Ehrenkommandant Helmut Mederer und Werner Wolfsteiner ebenso eine Ehrenurkunde mit Geschenk. Eine besondere Ehrennadel samt Urkunde und Geschenk gab es für Adolf Maihofer und Dr.Rainer Ruthrof für deren 60jährige Treue zur Feuerwehr Wendelstein. Kurz fielen nach den Ehrungen auch die weiteren Berichte von Robert Sußner für den Musikzug und der Kassenbericht von Thomas Reger aus.
Vorteile durch den Eintrag ins Vereinsregister
Mit derzeit elf Aktiven als Stammbesetzung und „in Ausbildung befindlichem“ Musikernachwuchs hatte der feuerwehreigene Musikzug keine großen öffentlichen Auftritte und konnte zudem lange nicht gemeinsam üben. Für 2022 habe Musikzugleiter Robert Sußner jedoch Hoffnung, dass es wieder öffentliche Auftritte geben werde. Ein Punkt im Bericht von Kassier Thomas Reger war neben dem reinen Zahlenwerk die Entscheidung zur Eintragung des Feuerwehrvereins ins Vereinsregister. Nach der dafür notwendigen Mitgliederversammlung folgte im Herbst 2020 die Bestätigung durch die offiziellen Ämter, was für den Verein jetzt einige Vorteile habe.
Entlastet wurden Thomas Reger und der Gesamtvorstand auch aufgrund des Arbeitslobes der Kassenprüfer. Deren Neuwahl - Markus Gurnig, Franz Pschera und Rainer Ramsauer wurden einstimmig bestätigt - bildete den offiziellen Abschluß der Versammlung. Andreas Bittner wollte jedoch den bisherigen Kommandanten Christian Mederer nicht so einfach „Richtung Landratsamt ziehen lassen“ und übergab dem jetzigen Kreisbrandrat und seiner Frau Birgit als Dankesgeschenk der Feuerwehr einen Reisegutschein, damit dieser sich bei passender Gelegenheit vom landkreisweiten „KBR-Dienst“ auch einmal erholen könne. (jör)
Foto (jör): Die aktuelle Feuerwehrführung auf Orts- und Landkreisebene mit KBR Christian Mederer (rechts), 1.Kommandant Stephan Ebeling (links), Vorsitzendem Andreas Bittner (2.v. rechts) und stellv. Kommandant Mario Wagner (3.v. rechts) „umrahmte“ die geehrten langjährigen Mitglieder der Feuerwehr Wendelstein: Landrat Herbert Eckstein (2.v. links), Ehrenkommandant Helmut Mederer (3.v. links), Günther und Werner Neswadba (4.v. links und Mitte) sowie Jürgen Kilian (4.v. rechts).